Der Castor rollt durch Deutschlad – und wir hinterher.
Zusammen mit Simon machte ich mich am 25.11.2011 gegen 22:30 Uhr auf nach Aschaffenburg bis nach Fulda.
In Stockstadt am Main erreichten wir dann das rollende Container-Gespann. Schaurig rollt es durch die Nacht. Aktivisten sind weit und breit keine zu sehen. Ein Polizeibus mit 2 Beamten, sowie ein Zivilfahnder-Fahrzeug stellen die sichere Durchfahrt am Bahnübergang her. Ohne am Rand stehende Aktivisten mit Bannern, fuhr der Zug mit zügigem Tempo an uns vorbei.
Nach der Durchfahrt dachten wir uns, es muss hier doch einige Aktivisten geben. Es kann doch nicht sein, das in Bayern keiner mobilisiert, wo doch alle immer gegen Atom und Castor sind. Also auf geht – dem Zug hinterher. Mit Vollgas gen Fulda. Hier hatten wir den Bahnhof bereits noch vor der Durchfahrt erreicht. Allerdings waren wir während der Durchfahrt dabei, uns mit Grenpeace-Aktivisten zu unterhalten. Die Polizei am Bahnsteig zeigte sich uns gegenüber sehr unfreundlich. Auf die Frage, ob der Castor schon durchfuhr, wollte man uns erzählen, dass man dies nicht wüsste. Lächerlich!!!
Greenpeace zeigte sich uns gegenüber sehr fair und wir bekamen einige Infos, wo Aktivisten (welche aber nicht zu Greenpeace gehörten) im Baum hängen sollen, um den Castor zu stoppen.
Also auf, die Nächsten 20 KM hinter uns lassen. Auf einer Bundesstraße Richtung Marbach / Petersberg sahen wir zahlreiche Scheinwerfer an einer Bahnstrecke leuchten. Hier muss es sein. Die eigentliche Stelle der Baumkletterer zu finden, gestaltete sich vorerst sehr schwierig, da wir nicht ortskundig waren, bzw. ein Fluss uns die Anfahrt von 2 Seiten versperrte.
Wir fanden nach wenigen Minuten eine Anfahrtsmöglichkeit und auf das ein oder andere Kamerateam. Wir konnten uns an einem Parkplatz, welcher etwa 15 Minuten Fußweg von den Aktivisten entfernt war, mit einem Kamerateam kurzschließen. Man erklärte uns, wie man am einfachsten zur Einsatzstelle gelangen würde.
Über Wiesen, Waldwege und Berge gelangten wir dann endlich nach einem Marsch ins Dunkle zu unserem Ziel.
Zahlreiche Polizisten, eine hell ausgeleuchtete Bahnstrecke und 4 Kletterprofis in den Bäumen. Die Polizei war vorerst sehr freundlich und redselig, gab uns Infos, was hier vor Ort passierte und wir konnten in Ruhe unsere Fotos machen.
Ein Pressevertreter gab uns zudem noch weitere Infos, wer denn da im Baum hängt – unter den 4 Aktivisten war auch die bekannte Kletter-Aktivistin Cécile Lecomte.
Man wollte mit der Kletteraktion den Castor enorm stoppen – dies scheiterte leider im Vorfeld durch die Aufklärungsarbeit der Hubschrauber, welche die Strecke vor dem Zug abflogen.
Nach einiger Zeit tauchten an der Einsatzstelle vermummte Polizeibeamte auf – uns war sofort klar – das ist das SEK. Mit Leitern und einer Säge bewaffnet machten sich die Beamten zu den Bäumen. Dann wollte man uns aus dem Wald schicken. Jeder Medienvertreter musste das Waldstück verlassen, während der SEK-Einsatz läuft. Auf Nachfrage, weshalb und auf welcher Grundlage sich dieser (meiner Meinung nach) übergroße Sicherheitsabstand zu der SEK-Aktion beruht, wollte man uns gegenüber keine Auskunft machen. Man sagte uns, wir sollen das Waldstück bis zum Parkplatz verlassen, dort warte ein Pressesprecher der Polizei auf uns. Ich machte den Beamten den Vorschlag, den Pressesprecher der Polizei doch zu uns in das Waldstück zu schicken, damit wir das hier vor Ort klären können und nicht erst mit 30 Minuten Fußmarsch verbunden.
Man erteilte uns einen Platzverweis für den Wald und sagte uns, das der Pressesprecher sich kurz nach dem Wald einfinden wird. Dieser versuchte zu ermitteln, weswegen wir dort keine Fotos während des SEK-Einsatzes machen sollten / durften.
Zusammen mit den Pressesprechern gingen wir nun wieder in den Wald. Hier erlaubte man uns mit Begleitung der Pressesprecher, Fotos anzufertigen – man könne uns dies hier nicht so einfach verbieten, so die Aussage der Polizeisprecher.
Nach einiger Zeit wurden wir dann doch komplett aus dem Wald gebeten, da der Gesamteinsatzleider der Polizei keine Presse im Wald dulden würde, während des SEK-Einsatzes.
Wir hatten das ein oder andere Foto gemacht und gaben uns zwar mit der Situation nicht zufrieden,
Am Waldrand warteten wir nun eine Ewigkeit – keine Aussicht von einem Abtransport der Aktivisten. Einige zahlreiche unfreundliche Blicke der Beamten konnten wir aber entgegen nehmen.
Als wir uns beschlossen, zum Auto zu gehen und einige Meter in die Dunkelheit zurückgelegt hatten, bemerkten wir, wie plötzlich zahlreiche Taschenlampen im Waldstück angingen.
Wir rannten zurück und siehe da, die Aktivisten wurden in den Zellenwagen gebracht.
Nach einem Gespräch mit einer Vertrauensperson von Cécile Lecomte, wurde bei dem SEK-Einsatz nicht übermäßig Hart vorgegangen. Allerdings sei die psychische Belastung in Haft für die Aktivisten enorm gewesen.